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BaFin-Warnungen im April 2025: Was tun bei betrügerischen Finanzplattformen? Im Gespräch mit Rechtsanwalt Michael Iwanow

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Die Finanzaufsicht BaFin hat am 24. April 2025 gleich mehrere Warnmeldungen veröffentlicht. Im Fokus stehen unter anderem die Plattformen Herlange Kredit, FxMiracles Inc., Elevate Capital LTD, Graphene Brokerage LTD, FdCoin/FdBank, Revolvo, Everix Edge und das Projekt Gas Profit App. Allen gemeinsam ist: Sie bieten Bank-, Finanz- oder Kryptowerte-Dienstleistungen an – ohne die notwendige Erlaubnis. Teilweise liegt sogar der Verdacht auf Identitätsmissbrauch vor. Was bedeutet das für betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher? Wir haben mit dem auf Finanzbetrug spezialisierten Rechtsanwalt Michael Iwanow gesprochen.

Interviewer: Herr Iwanow, gleich acht Warnungen an einem Tag – was sagt das über die aktuelle Lage auf dem grauen Finanzmarkt aus?

Michael Iwanow: Es zeigt leider, dass die Zahl der betrügerischen Angebote weiter zunimmt – und dass sie immer professioneller auftreten. Die meisten dieser Plattformen wirken auf den ersten Blick seriös, sind technisch gut gemacht und oft mehrsprachig aufgestellt. Doch tatsächlich verbergen sich dahinter häufig international agierende Tätergruppen. Dass die BaFin an einem Tag so viele Plattformen benennt, ist ein deutliches Warnsignal für alle Anleger.

Interviewer: Was bedeutet das für Menschen, die bereits über eine dieser Seiten Geld investiert haben?

Michael Iwanow: Für sie besteht das akute Risiko, dass das Geld verloren ist – denn diese Anbieter unterliegen keiner Kontrolle, keine Einlagensicherung greift, und rechtliche Ansprüche lassen sich schwer durchsetzen, weil die Verantwortlichen meist anonym oder im Ausland sitzen. Trotzdem sollten Betroffene nicht resignieren, sondern zügig handeln.

Interviewer: Was raten Sie Betroffenen konkret?

Michael Iwanow: Zunächst: Alle Belege sichern – Kontoauszüge, Zahlungsbestätigungen, Chatverläufe, E-Mails, Screenshots. Danach sollte unverzüglich Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstattet werden. Parallel empfehle ich, den Zahlungsdienstleister oder die Bank zu informieren – unter Umständen lässt sich ein Teil des Geldes zurückholen, etwa bei Kreditkartenzahlungen. Ganz wichtig: Nicht auf weitere Kontaktversuche eingehen und keine weiteren Überweisungen tätigen, auch wenn Druck aufgebaut wird.

Interviewer: Bestehen Chancen, das investierte Geld zurückzubekommen?

Michael Iwanow: Ja, aber sie sind stark vom Einzelfall abhängig. Bei Zahlungen über Kreditkarten oder Online-Bezahldienste gibt es durchaus Möglichkeiten, durch sogenannte Chargebacks oder Rückrufaktionen Gelder zu retten. Bei Kryptowährungen ist das schwieriger, aber auch hier kann man mit Hilfe von IT-Forensik zum Teil Zahlungsketten nachvollziehen. Wichtig ist in jedem Fall: Je früher gehandelt wird, desto besser.

Interviewer: Viele Betroffene schämen sich, weil sie auf so ein Angebot hereingefallen sind. Was sagen Sie diesen Menschen?

Michael Iwanow: Schämen muss sich niemand. Die Maschen dieser Anbieter sind gezielt darauf ausgerichtet, Vertrauen zu erwecken. Das ist kein Zufall, sondern Strategie. Viele Menschen fühlen sich dadurch überrumpelt oder unter Druck gesetzt. Entscheidend ist nicht, dass man hereingefallen ist – sondern, dass man aktiv wird, um Schaden zu begrenzen und andere zu warnen.

Interviewer: Wie kann man sich künftig vor solchen Plattformen schützen?

Michael Iwanow: Mein Rat: Prüfen Sie jede Plattform gründlich. Ist das Unternehmen bei der BaFin registriert? Gibt es ein vollständiges Impressum? Gibt es Warnungen von Aufsichtsbehörden – auch international? Und ganz wichtig: Misstrauen Sie Versprechen von schnellen und sicheren Gewinnen. Wer drängt, lockt oder emotionalisiert, hat meist etwas zu verbergen. Und wenn Zweifel bestehen: Lieber einmal zu viel einen Anwalt oder die Verbraucherzentrale fragen, bevor Geld fließt.

Interviewer: Herr Iwanow, vielen Dank für Ihre Einschätzungen.

Michael Iwanow: Ich danke Ihnen. Und an alle, die betroffen sind: Bleiben Sie nicht allein mit der Situation – holen Sie sich Unterstützung. Es ist nie zu spät, sich zu wehren.

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