Redaktion: Herr Rechtsanwalt Reime, die BaFin hat eine Warnung zu neobext.com veröffentlicht. Was steckt hinter dieser Meldung?
Rechtsanwalt Reime: Die BaFin ermittelt gegen die Betreiber der Website neobext.com, weil der Verdacht besteht, dass dort ohne behördliche Erlaubnis Bankgeschäfte angeboten werden – konkret geht es um Darlehen, Kredite und andere Finanzierungen. Solche Angebote dürfen in Deutschland nur unter strengen Voraussetzungen und mit einer Lizenz der BaFin erfolgen. Das scheint hier nicht der Fall zu sein.
Redaktion: Warum ist das Angebot von Krediten ohne Erlaubnis problematisch?
Rechtsanwalt Reime: Kreditvergabe ist ein sogenanntes erlaubnispflichtiges Bankgeschäft nach dem Kreditwesengesetz. Wer Kredite gewerblich anbietet, muss von der BaFin zugelassen sein, weil damit erhebliche Risiken für Verbraucher verbunden sind. Ohne Kontrolle besteht die Gefahr unseriöser Konditionen, versteckter Gebühren oder sogar betrügerischer Absichten.
Redaktion: Was bedeutet es konkret, wenn die BaFin nach § 37 Absatz 4 KWG warnt?
Rechtsanwalt Reime: Die BaFin warnt in solchen Fällen öffentlich, sobald sie Anhaltspunkte dafür hat, dass ein Anbieter unerlaubt tätig ist. Es handelt sich nicht um eine strafrechtliche Bewertung, aber um eine wichtige Schutzmaßnahme für Verbraucher. Ziel ist es, potenzielle Kunden zu warnen, bevor sie Schaden nehmen.
Redaktion: Die Betreiber geben an, in Berlin ansässig zu sein. Spielt der Standort in solchen Fällen eine Rolle?
Rechtsanwalt Reime: Ja, wobei viele dieser Angaben bewusst irreführend sind. Häufig wird ein deutscher Standort genannt, um Seriosität vorzutäuschen. In Wahrheit sitzen die Betreiber oft im Ausland, was die rechtliche Verfolgung erschwert. Das erschwert es auch, zivilrechtlich gegen sie vorzugehen oder Gelder zurückzufordern.
Redaktion: Was sollten Verbraucher tun, wenn sie über neobext.com ein Kreditangebot erhalten haben?
Rechtsanwalt Reime: Zunächst rate ich dringend davon ab, Verträge mit nicht zugelassenen Anbietern zu unterzeichnen oder persönliche Daten preiszugeben. Wer bereits Zahlungen geleistet oder Dokumente eingereicht hat, sollte unverzüglich rechtlichen Rat suchen, Anzeige erstatten und die BaFin informieren.
Redaktion: Wie erkennt man, ob ein Finanzanbieter seriös ist?
Rechtsanwalt Reime: Der sicherste Weg ist die Überprüfung über die Unternehmensdatenbank der BaFin. Dort kann man schnell feststellen, ob eine Firma tatsächlich lizenziert ist. Außerdem sollte man bei ungewöhnlich hohen Versprechungen, fehlendem Impressum oder dubioser Kommunikation sehr vorsichtig sein.
Redaktion: Vielen Dank, Herr Rechtsanwalt Reime, für Ihre Einschätzungen.
Rechtsanwalt Reime: Gern geschehen.
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