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Interview mit Rechtsanwalt Michael Iwanow über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Versicherungsbranche

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Frage: Herr Iwanow, Künstliche Intelligenz wird immer häufiger in der Versicherungsbranche eingesetzt, sei es bei der Bearbeitung von Schadensfällen oder der Risikobewertung. Welche rechtlichen Herausforderungen sehen Sie dabei?

Michael Iwanow: Der Einsatz von KI bringt sowohl Chancen als auch erhebliche rechtliche Herausforderungen mit sich. Einer der größten Punkte ist die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen. Versicherer müssen sicherstellen, dass KI-Modelle diskriminierungsfrei arbeiten und Kunden nachvollziehen können, wie Entscheidungen über ihre Verträge oder Schadensfälle getroffen werden. Gerade im Bereich der Risikoprüfung und Prämienberechnung ist es entscheidend, dass keine ungerechtfertigten Benachteiligungen entstehen.

Frage: Sie sprechen von möglichen Diskriminierungen. Wie kann ein Versicherer sicherstellen, dass seine KI-Systeme fair agieren?

Michael Iwanow: Das beginnt bereits mit der Datenbasis. Wenn eine KI mit verzerrten oder unvollständigen Daten trainiert wird, kann das zu systematischer Benachteiligung bestimmter Gruppen führen. Ein Beispiel wäre, wenn eine KI anhand historischer Daten entscheidet, dass bestimmte Berufsgruppen oder Regionen ein höheres Risiko darstellen, ohne dass dies sachlich gerechtfertigt ist. Versicherer müssen also sicherstellen, dass ihre Daten repräsentativ, objektiv und aktuell sind. Außerdem sollten KI-Modelle regelmäßig überprüft und notfalls nachjustiert werden.

Frage: Die europäische KI-Verordnung (AI Act) sieht strenge Vorschriften für Hochrisiko-KI-Systeme in der Finanz- und Versicherungsbranche vor. Was bedeutet das konkret?

Michael Iwanow: Der AI Act stuft KI-Systeme, die für die Risikobewertung und Preisbildung bei Lebens- und Krankenversicherungen eingesetzt werden, als Hochrisiko-KI ein. Das bedeutet, dass diese Systeme strengen regulatorischen Anforderungen unterliegen. Versicherer müssen umfassende Dokumentations-, Transparenz- und Prüfpflichten erfüllen. Es reicht nicht, eine KI einfach in ein System zu integrieren – es muss sichergestellt sein, dass sie zuverlässig und rechtssicher funktioniert.

Frage: Neben KI wird in der Rede auch das Thema Quantencomputing angesprochen. Welche rechtlichen Herausforderungen könnte diese Technologie für die Versicherungsbranche mit sich bringen?

Michael Iwanow: Quantencomputer haben das Potenzial, bestehende Verschlüsselungsstandards zu brechen, was große Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Versicherer arbeiten mit hochsensiblen Kundendaten, und wenn Quantencomputer herkömmliche Kryptographie aushebeln, könnte das zu gravierenden Datenschutzproblemen führen. Unternehmen müssen sich also frühzeitig mit Post-Quanten-Kryptographie auseinandersetzen und sicherstellen, dass ihre Systeme langfristig geschützt sind.

Frage: Die Exekutivdirektorin Julia Wiens betont, dass die Verantwortung für den KI-Einsatz bei den Unternehmen liegt. Wie bewerten Sie diese Aussage?

Michael Iwanow: Das ist absolut richtig. Technologie entbindet Unternehmen nicht von ihrer Verantwortung. Versicherer dürfen sich nicht blind auf externe Anbieter verlassen, sondern müssen selbst sicherstellen, dass ihre KI-Systeme ethisch, rechtskonform und transparent sind. Eine robuste Governance-Struktur ist essenziell, um Risiken zu minimieren und regulatorische Anforderungen zu erfüllen.

Frage: Was raten Sie Versicherungsunternehmen, die KI in ihre Prozesse integrieren wollen?

Michael Iwanow: Erstens: Klare interne Richtlinien aufstellen. Versicherer müssen festlegen, unter welchen Bedingungen KI eingesetzt wird und wer die Verantwortung trägt. Zweitens: Regelmäßige Audits durchführen. KI-Systeme müssen kontinuierlich überprüft werden, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Drittens: Schulung der Mitarbeiter. Wer mit KI arbeitet, muss ihre Grenzen und Risiken verstehen. Und viertens: Frühzeitige Vorbereitung auf regulatorische Änderungen. Der AI Act tritt 2026 vollständig in Kraft, Unternehmen sollten sich schon jetzt darauf vorbereiten.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Iwanow.

 

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