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Interview mit Rechtsanwalt Michael Iwanow über die Insolvenz der DEGAG

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Frage: Herr Iwanow, die DEGAG war dafür bekannt, Problemimmobilien günstig zu erwerben und sie mit Gewinn an Investoren weiterzuverkaufen. Nun steht das Unternehmen vor der Insolvenz. Was ist hier schiefgelaufen?

Michael Iwanow: Grundsätzlich basiert dieses Geschäftsmodell darauf, dass die gekauften Immobilien aufgewertet und erfolgreich weiterveräußert werden. Das Problem entsteht, wenn diese Strategie nicht konsequent umgesetzt wird. Nach den uns vorliegenden Informationen scheint genau das bei der DEGAG der Fall gewesen zu sein: Viele Immobilien wurden zwar erworben, aber nicht im erwarteten Maß saniert oder entwickelt, sodass ein gewinnbringender Verkauf ausblieb.

Frage: Das bedeutet, die DEGAG konnte ihr Geschäftsmodell nicht wie geplant umsetzen?

Michael Iwanow: Richtig. Wenn ein Unternehmen auf Immobilienhandel und -entwicklung basiert, aber in der Praxis keine ausreichenden Verkaufsaktivitäten stattfinden, fehlt am Ende schlicht das Geld. Solche Immobilien verursachen dann nur laufende Kosten, ohne Einnahmen zu generieren.

Frage: Was passiert nun mit den betroffenen Immobilien?

Michael Iwanow: Das ist eine schwierige Frage. Ein Insolvenzverwalter wird versuchen, die bestmögliche Lösung zu finden – entweder durch den Verkauf der Objekte oder durch eine Umstrukturierung. Das Problem ist aber: Wenn es sich um schwer vermarktbare Immobilien handelt, wird es schwierig, Käufer zu finden. Wer kauft schon Immobilien, die sich vorher nicht verkaufen ließen?

Frage: Es gibt Spekulationen, dass die DEGAG wie ein Schneeballsystem funktioniert haben könnte. Sehen Sie Parallelen?

Michael Iwanow: Ein Schneeballsystem liegt dann vor, wenn die Zahlungen an Anleger nicht aus den eigentlichen Geschäftserträgen erfolgen, sondern aus neu eingeworbenen Geldern. Sollte sich bestätigen, dass Ausschüttungen an Investoren aus den Einlagen neuer Anleger finanziert wurden, wäre das juristisch hochproblematisch. Das müsste aber eine genaue Prüfung ergeben.

Frage: Der Aufsichtsrat und der Vertrieb der DEGAG hätten doch darauf achten müssen, dass das Geschäftsmodell umgesetzt wird. Gibt es hier ein Versagen der Kontrolle?

Michael Iwanow: Das könnte man zumindest vermuten. Ein funktionierendes Unternehmen braucht ein effektives Kontrollsystem. Wenn weder der Aufsichtsrat noch der Vertrieb eingreifen, obwohl das Geschäftsmodell nicht richtig umgesetzt wird, stellt sich die Frage nach der Verantwortung der Beteiligten.

Frage: Was bedeutet die Insolvenz für die Anleger?

Michael Iwanow: Anleger stehen in solchen Verfahren meist hinten an. Zuerst werden die Gläubiger bedient, und was danach übrig bleibt – falls überhaupt etwas übrig bleibt – geht an die Anleger. Es ist daher zu befürchten, dass viele Investoren hohe Verluste erleiden werden.

Frage: Gibt es noch Hoffnung für die Anleger?

Michael Iwanow: Das hängt vom weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens ab. Sollten noch verwertbare Vermögenswerte vorhanden sein, besteht die Möglichkeit, dass zumindest ein Teil der Investitionen zurückfließt. Es bleibt aber abzuwarten, wie hoch die Quote für die Anleger ausfallen wird.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Iwanow.

 

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